- Michael Saylor hat sich und sein Unternehmen neu erfunden und hält nun sechs Milliarden Dollar in Bitcoin, doch Changpeng Zhao dürfte der reichste Mann der Kryptobranche sein
- Gary Gensler schließlich ist der selbsternannte der große Aufpasser, der dafür sorgt, dass die Kryptowirtschaft auf dem Boden bleibt und richtig handelt – so wie er es sieht ….
(Fortsetzung von Teil 1, in dem wir uns mit Elon Musk und Jack Dorsey beschäftigt haben.
Sie können ihn hier lesen.)
Michael Saylor
Michael Saylor ist Chef von Microstrategy, einem Softwarehaus aus dem US-Bundesstaat Virginia, das Business Intelligence Software anbietet, mit weltweit rund 2.600 Mitarbeitern und einem Umsatz von knapp über 450 Millionen Dollar. Ein ganz normales multinationales Unternehmen, könnte man meinen. Überhaupt nicht normal ist jedoch, dass es heute der weltweit größte Halter von Bitcoin ist. Microstrategy tauchte 2021 wie aus dem Nichts auf, und seine Aktie gehört jetzt zu denen mit der besten Wertentwicklung. Es war die einsame Entscheidung des Chefs, auf Bitcoin zu setzen.
Das erste Mal kaufte das Unternehmen Bitcoin im vierten Quartal 2020 und erwarb etwa 21.000 Bitcoin für 250 Millionen Dollar. Seitdem hat das Unternehmen fleißig weiter Bitcoin eingekauft, und erst gestern, am 30. Dezember, füllte es seine Kassen weiter mit Bitcoin.
MicroStrategy has purchased an additional 1,914 bitcoins for ~$94.2 million in cash at an average price of ~$49,229 per #bitcoin. As of 12/29/21 we #hodl ~124,391 bitcoins acquired for ~$3.75 billion at an average price of ~$30,159 per bitcoin. $MSTRhttps://t.co/tNxDwaT8VD
— Michael Saylor⚡️ (@saylor) December 30, 2021
Saylor ist ein Bitcoin-Fan, wenn es je einen gab. Er ist nie davor zurückgeschreckt, kühne Behauptungen über Bitcoin aufzustellen, selbst wenn der Kurs im Sinkflug war. Kostproben:
- „Das Beste, was Sie tun können, ist, die 10 Billionen Dollar Gold zu verkaufen und Bitcoin zu kaufen.“
- „Ich habe es schon einmal gesagt, Bitcoin wird für immer steigen.“
- „Unsere Mitarbeiter sind glücklicher, unsere Kunden sind glücklicher, unsere Marke ist um das Hundertfache gewachsen, seit wir die Bitcoin-Strategie übernommen haben.“
- „Zuhause ist ein Platz zum leben. Bitcoin ist eine Art zu leben.“
Saylor ist redet nicht nur. Er hat sein eigenes Geld in Bitcoin gesteckt, eine Menge davon. Vor einer Woche enthüllte er, dass er persönlich 17.732 Bitcoin besitzt, die er anscheinend zu einem Durchschnittspreis von 9.882 Dollar gekauft hat. Dieser Vorrat ist jetzt 840 Millionen Dollar wert, gegenüber 175 Millionen Dollar beim Kauf. Auf dem Höchststand von Bitcoin im November waren es 1,2 Milliarden.
Und Saylor hat nicht nur durch seine Käufe zu Bitcoin beigetragen. Er tritt fast jeden zweiten Tag in Podcasts, Fernsehinterviews, Zeitschriften- und Zeitungsinterviews, Seminaren und Konferenzen auf, um über Bitcoin zu sprechen. Zu Beginn dieses Jahres war er maßgeblich an der Gründung des Bitcoin Mining Council beteiligt. Der Rat, der sich aus Bitcoin-Minern in Nordamerika zusammensetzt, sucht nach Möglichkeiten, das Bitcoin-Mining weniger umweltschädlich zu machen.
Doch Saylor ist nicht unumstritten. So wurde er beispielsweise im September beschuldigt, hinter einem Bitcoin-Dump zu stecken, der den Kurs erheblich einbrechen ließ. Dies geschah, nachdem er alle Bitcoin, die Microstrategy besaß, auf ein eigenes, Unternehmen übertragen hatte, was bedeutet, dass er nun ohne behördliche Genehmigung handeln kann.
Changpeng Zhao
Während Dorsey, Musk und Saylor dafür bekannt sind, lautstarke Bitcoin-Anhänger zu sein, ist Changpeng Zhao zurückhaltender, mindestens ebenso einflussreich.
Er ist Gründer und CEO von Binance, der nach Handelsvolumen größten Kryptobörse der Welt. Zuvor war er Ingenieur bei OKCoin, bevor er die Gelegenheit erkannte, eine ähnliche Börse aufzubauen, die jedoch mittlerweile globale Anziehungskraft hat.
Da Binance die Börse ist, die den globalen Kryptohandel dominiert, ist Zhao de facto zum Königsmacher geworden. Kryptowährungen, die er mag, sind exponentiell gestiegen, was durch eine große Zahl an Handelspaaren auf Binance begünstigt wurde. Diejenigen, die er ablehnt, wie Bitcoin SV, haben einen massiven Einbruch erlitten. Er war der Mann hinter dem Delisting von BSV auf Binance und mehreren anderen Top-Börsen wie Kraken.
Als Mehrheitseigentümer der größten Börse der Welt hat Zhao eine Menge Geld verdient. Tatsächlich könnte er sehr wohl der reichste Mann in der Kryptowelt sein. Binance wird mit über 200 Milliarden Dollar bewertet, und da Forbes seinen Anteil an der Börse mit etwa 30 Prozent angibt, kommt er auf über 66 Milliarden Dollar und zwar, bevor man die Token einrechnet, die er besitzt, einschließlich einer Pauschalsumme von Binance Coin, dessen Marktkapitalisierung jetzt bei 87 Milliarden Dollar liegt.
Aber Zhao macht sich nichts aus Geld, zumindest sagt er das. In einem kürzlich geführten Interview sagte er, er wolle nur das Web3 aufbauen und die Welt in das Web3 bringen. Wenn er einmal sterbe, will er den größten Teil seines Vermögens verschenkt haben.
Changpeng Zhao hat jedoch die meiste Zeit 2021 damit verbracht, sich mit Regulierungsbehörden zu befassen – und das nicht so freiwillig, wie er gerne und gebetsmühlenartig behauptet. Seine Börse war Gegenstand mehrerer behördlicher Zwangsmaßnahmen, darunter ein teilweises oder vollständiges Verbot in mehr als einem Dutzend Ländern. Er hat aber angedeutet, dass er als Binance-CEO zurücktreten werde, um den Weg für jemanden zu ebnen, der sich mit der Umsetzung der einschlägigen Vorschriften auskenne. Nun, wir wollen es ihm mal glauben. Denn was die Compliance angeht, hat seine Börse häufig auf ganzer Linie versagt.
Gary Gensler
Die bisherigen Personen auf unserer Liste sind ausgewiesene und begeisterter Befürworter von Kryptowährungen. Gary Gensler ist das definitiv nicht. Doch der Leiter der US-Börsenaufsichtsbehörde SEC hat einen enormen Einfluss auf die Richtung, die die gesamte Branche einschlagen wird.
Gensler übernahm die Behörde im April dieses Jahres und löste Jay Clayton ab. Die gesamte Branche hoffte, dass dies eine bessere Regulierung des Sektors bedeuten würde, da Gensler sich seit Jahren beruflich mit Kryptowährungen befasst hatte. Immerhin war er Professor am MIT in Cambrige gewesen.
Aber Gensler hatte andere Pläne. Er hatte nicht vor, mit der Branche nachsichtig zu sein, und das machte er schon sehr früh deutlich. Eines der prägenden Ereignisse seiner kurzen Karriere als Leiter der SEC war die Klage der SEC gegen Ripple. Als er Clayton ablöste, war diese bereits anhängig und er will sie offenbar auf Biegen und Brechen durchziehen, ohne Rücksicht auf Verluste zu Lasten der Reputation seiner eigenen Behörde. Er hat sich auch nicht gescheut, gegen andere Unternehmen vorzugehen, darunter Coinbase.
Ein positives Ergebnis von Genslers bisheriger Amtszeit ist seine Zustimmung zu einem Bitcoin-ETF. Sein Vorgänger Clayton hatte sich strikt dagegen ausgesprochen, aber Gensler genehmigte im Oktober den ProShares Bitcoin Strategy ETF, der sofort ein Erfolg wurde. Dieser börsengehandelte Fonds war der Rückenwind, der den Bitcoin im Folgemonat auf ein neues Rekordhoch trieb.
Doch es gibt nach wie vor eine Konfrontation mit Grayscale, das Gensler sich stur weigert, einen Spot-ETF zu genehmigen.
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