- Die Bank von England gehört zu den über 100 Zentralbanken der Welt, die die Einführung von digitalen Zentralbankwährungen in Erwägung ziehen.
- Das britische Oberhaus ist jedoch der Ansicht, dass ein „Britcoin“ finanzielle Instabilität, eine zu große Machtfülle der Zentralbank und Datenschutzprobleme mit sich bringen werde.
In Großbritannien streitet man darüber, ob eine eigene digitale Zentralbankwährung gut oder schlecht für das Land wäre. Der Wirtschaftsausschuss des Oberhauses sieht eher die Nachteile, etwa die Möglichkeit eines Bankruns in ökonomischen Krisenzeiten, wie er am 25. Oktober 1929 in New York City stattfand und der die folgende Weltwirtschaftskrise auslöste. Es war der berüchtigte schwarze Freitag.
Trotzdem gehört die Bank von England zu den weltweit über 100 Zentralbanken, die die Möglichkeit der Einführung eigener Zentralbankwährungen prüfen.
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Der Wirtschaftsausschuss des britischen Oberhauses ist hingegen der Auffassung, eine digitale Währung im Vereinigten Königreich berge erhebliche Risiken. In einem Bericht des Ausschusses heißt es dazu:.
„Die Einführung eines britischen Zentralbankgeldsystems hätte weitreichende Folgen für Haushalte, Unternehmen und das Währungssystem auf Jahrzehnte hinaus und könnte je nach Ausgestaltung erhebliche Risiken mit sich bringen. Zu diesen Risiken gehören die staatliche Überwachung des Ausgabeverhaltens der Bürger, finanzielle Instabilität, da die Menschen in wirtschaftlich angespannten Zeiten Bankeinlagen in Zentalbankwährung umwandeln, eine Zunahme der Macht der Zentralbank ohne ausreichende Kontrolle und die Schaffung einer zentralen Anlaufstelle, die ein Ziel für einen feindlichen Nationalstaat oder Kriminelle wäre.“
Oberhaus und Bank von England reden aneinander vorbei
Von dem Ausschuss waren mehrere Zeugen aufgetreten, um die Argumente für eine digtale Zentralbankwährungen zu verteidigen. Darunter waren der Gouverneur der Bank von England Andrew Bailey und sein Stellvertreter John Cunliffe, Wirtschaftsminister John Glen und ein leitende Beamter im Finanzministerium Charles Roxburgh. Keiner dieser Experten konnte für den Ausschuss überzeugend darlegen, warum das Großbritannien eine digitale Währung für den Einzelhandel braucht.
Der Ausschuss stimmte trotzdem einer Prüfung der Möglichkeit einer digitalen Zentralbankwährung zu, womit die Bank von England beauftragt wurde. Bestimmte Ereignisse könnten die Argumente für eine digitale britische Zentralbankwährung in Zukunft stärken, so der Ausschuss. Dazu gehören die Zahlungspräferenzen der Verbraucher, technologische Entwicklungen und die Entscheidungen anderer Länder.
Insgesamt ist das Oberhaus der Meinung, dass eine digtale Zentralbankwährung zwar einige Vorteile mit sich bringen könnte, aber auch erhebliche Risiken für die Finanzstabilität und für den Schutz der Privatsphäre mit sich bringen würde.
Es ist anzumerken, dass jede digitale Zentralbankwährung, anders als eine private Kryptowährung, von vorn herein jede Möglichkeit der Anonymität ausschließt.
Genaues weiß man nicht
Laith Khalaf, Leiter der Anlageanalyse bei AJ Bell, London, sagt, es sei richtig, dass der Ausschuss auf die mit digitalen Zentralbankwährungen verbundenen Risiken hinweise. All dies werde die Zentralbank jedoch nicht davon abhalten, sich mit dem Thema zu befassen: Seitens der Bank heißt es dazu:
„Wenn die Bank of England kein digitales Pfund einführt, könnte es immer noch der private Sektor tun.“
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