- Abenteuerliche Kryptowährungen werden wieder in den Himmel gehoben, solche, die keine einzige Anwendung haben und sogar solche, die mit an sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nichts als Betrug sind.
- Das Motto „Erst kaufen, dann denken“ hat wieder Konjunktur, da viele Memecoins nun mit Projekten konkurrieren, die konkreten Nutzen bringen – für viele Anleger scheint das in Ordnung zu sein.
Die Goldrausch-Phase scheint wieder da zu sein. Die erste gab es 2017, als der ICO-Hype den Markt in stratosphärische Höhen trieb. Der Absturz im Jahr darauf war spektakulär, die Shit-Coins gingen auf Null und die angelegten Gelder auch. Doch nun, da Bitcoin neue Rekorde erzielt und andere Kryptos wie Ethereum nachziehen, ist die Euphorie wieder da. Jeder Coin scheint sich zu verdoppeln, zu verdreifachen und in einigen Fällen über Nacht zu verzehnfachen. Deja vu. Steht ein historischer Crash bevor?
Erst kaufen dann informieren
Diese Phasen, in denen selbst die Shitcoins in den Charts nach oben schießen, sind immer auf ein einziges Phänomen zurückzuführen – die Angst, etwas zu verpassen. Anleger stecken ihr Geld schnell in jedes neue Projekt, das auftaucht, weil sie Angst haben, 100-fache Gewinne zu verpassen mit denen sie über Nacht Millionäre werden wollen..
Erst letzte Woche hat ein Projekt, das innerhalb von zwei Tagen erdacht, entwickelt und gestartet wurde, in weniger als 24 Stunden 60 Millionen Dollar eingesammelt. Anubis DAO war eine Abspaltung der berühmteren Olympus DAO. Wie wir berichteten, wurde das Geld nur einer einzigen Person anvertraut und ist seitdem verschwunden, entweder durch einen Hack, aber höchstwahrscheinlich durch einen Rug-Pull. Einer der „Anleger“, der 470.000 Dollar verloren hat, gab zu, dass er vor der Investition keinerlei Due-Diligence-Prüfung durchgeführt hatte. Er sagte: „Wir neigen in der Krypto-Branche dazu, erst zu kaufen und dann zu recherchieren.“ Nun ja. nicht alle. Einige haben auch lichte Momente …
Viele geben Geld für Projekte, die keinen Fahrplan, kein Whitepaper, keine Website, keine bekannten Führungspersönlichkeiten, keine einzige Anwendung oder auch nur den Anschein einer Richtung haben. Warum? Weil einige verschwindend wenige dieser Projekte erfolgreich waren. Die moderne Version des Tellerwäschers, der zum Millionär wird. Es gibt unzählige Geschichten von Leuten, die ein paar hundert Dollar investiert haben und zu Millionären geworden sind.
Und dann sind da noch die Meme-Münzen. Dogecoin hat der Welt gezeigt, was möglich ist. Obwohl er zu diesem Zeitpunkt keinen Anwendungsfall hatte und offen als Scherzmünze bezeichnet wurde, schoss er in den Charts nach oben und rangierte zeitweise unter den Top fünf. Heute ist er immer noch auf Platz zehn der Kryptowährungen und mit fast 36 Milliarden Dollar mehr wert als Nasdaq und Hewlett Packard. Aber selbst Dogecoin verblasst im Vergleich zu Shiba Inu. Der neunte Platz, SHIB, ist jetzt größer als DOGE und hat im letzten Jahr mehr als 100 Millionen Prozent zugelegt! Seine Berühmtheit beruht darauf, dass er der ultimative „Dogecoin-Killer“ ist – derselbe Dogecoin, der ohne jeden Anwendungsfall entwickelt wurde. Da diese Memecoins jetzt größer sind als Projekte, die seit Jahren aufgebaut werden und echte Probleme lösen, wie Chainlink, Polygon, VeChain, Algorand, Stellar und Avalance, ist es leicht zu verstehen, warum eine Investition in sie für Investoren attraktiver ist. Nicht denken, bloß nicht anstrengen, einfach „investieren“ – klappt doch!
In den letzten Monaten waren einige der größten Gewinner solche Zero-Use-Münzen. Erst kürzlich schoss Squid Game in nur drei Tagen um das 250-fache in die Höhe und profitierte dabei von der Bekanntheit einer ähnlich benannten Netflix-Serie. Dogelon Mars ist ebenfalls in den Charts nach oben geschossen und behauptet, von jemandem aus der Zukunft auf dem Mars gebaut worden zu sein, um die Welt zu retten (!). Und dann war da noch CumRocket vor ein paar Wochen, das trotz cleverer PR nur ein weiteres nutzloses Projekt war. Dass sind nur drei von Hunderten solcher Münzen, die in den Charts einen Höhenflug erleben.
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Nach der Hype-Phase 2017 kam es 2018, wie es kommen musste: der Kryptowährungswinter schlug zu, der fast all den sinnfreien Spaßmünzen den Garaus machte. Nun steht der Winter 2022 vor der Tür. Mal sehen, für wieviel Spaß die Münzen noch sorgen werden, bis er zuschlägt. Man darf gespannt sein …