
- Facebooks Projekt eine eigene Digitalwährung auf den Markt zu bringen gerät zunehmend ins Wanken, da immer mehr Partner abspringen.
- Paypal ist bereits letzte Woche abgesprungen, weitere Finanzgeber melden kritische Bedenken an, da Libra noch nicht vollständig reguliert und den gesetzlichen Rahmenbedingungen entspricht.
Wie CNF bereits berichtete, stößt Libra weltweit zunehmend auf größeren Widerstand. Zunächst kündigten einige führende Politiker aus Deutschland und Frankreich an, dass Facebook`s Libra nicht erwünscht ist und Maßnahmen ergriffen werden, um die Nutzung von Libra zu verbieten. Neben diesen negativen Entwicklungen äußern nun auch Kooperationspartner große Bedenken an.
Paypal springt ab – Ist das erst der Anfang?
Letzte Woche hatte Paypal überraschend den Austritt aus Facebook’s Kryptowährungsprojekt Libra angekündigt. Diesem Beispiel folgten eBay sowie weitere Schwergewichte der Finanzbranche,, wie Stripe, Mastercard und Visa. eBay führte als Grund in einem Interview gegenüber der Finance Times an, dass sich das Unternehmen auf die Weiterentwicklung der eigenen Software konzentrieren werde.
Besonders für Zahlungsdienstleister, die strenge gesetzliche Anforderungen aufgrund der Erhebung sensibler Daten erfüllen müssen, ist die Teilnahme an Libra ein Spiel mit dem Feuer. Am 08.10.2019 schrieben die amerikanischen Senatoren Sherrod Schatz und sein Kollege Brian Brown offene Briefe an die Vorstände von Visa, Mastercard und Stripe. Darin verdeutlichten sie, dass Probleme im Bereich Datenschutz, Privatsphäre schnell auch Probleme der kooperierenden Unternehmen werden können.
Durch die direkte Beteiligung und die Verarbeitung als auch Weitergabe der Daten an die genannten Unternehmen ist auf lange Sicht nicht auszuschließen, dass wenn Facebook einen Fehler begeht, dies direkte Auswirkungen auf Mastercard und weitere Partner haben kann. Die Briefe führen dazu gezielt aus:
Du solltest dir Sorgen machen, dass jede Schwäche in den Risikomanagementsystemen von Facebook zu einer Schwäche in deinen Systemen wird, die du vielleicht nicht effektiv mildern kannst.
Weitere Unternehmen wie Uber oder Lift sind ebenfalls Teil der finanziellen Unterstützungsriege von Facebook, jedoch bestehen für sie nicht die gleichen strengen Anforderungen. Facebook ist sich dieser Risiken wahrscheinlich bewusst und bedankt sich öffentlich bei allen teilnehmenden Unternehmen und auch denjenigen, die bis heute ausgeschieden sind.
Facebook rät zu Ruhe und Gelassenheit
Der Leiter der Blockchain Abteilung von Facebook, David Marcus, bedankt sich auf Twitter bei Visa und Mastercard, dass sie geduldig waren und auf regulatorische Klarheit warteten. Dennoch verliert Facebook damit wichtige Kapitalgeber, Know-How sowie Geschäftsbeziehungen.
Special thanks to @Visa and @Mastercard for sticking it out until the 11th hour. The pressure has been intense (understatement), and I respect their decision to wait until there’s regulatory clarity for @Libra_ to proceed, vs. the invoked threats (by many) on their biz.
— David Marcus (@davidmarcus) October 11, 2019
Das Projekt erregte weltweit Aufsehen und viele Regierungen sahen sich mit einem global umfassenden Problem konfrontiert. Libra würde als direkte Konkurrenz zu bereits seit mehreren Jahrzehnten bestehenden Landeswährungen treten und damit das Finanzsystem auf den Kopf stellen. Der aufkommende Gegenwind ist deswegen keine Überraschung, sondern zeigt wie komplex das Projekt Libra ist.
Es bleibt abzuwarten, in welche Richtung sich das Projekt entwickelt und welche direkten Auswirkungen es auf unseren Alltag haben wird.