
- Kryptowährungen bahnen den Weg in die Zukunft des Finanzwesens, da an ihren inhärenten Nachteilen gearbeitet wird – das jedenfalls ist die Auffassung der Deutschen Bank.
- Gegenwärtig verhindern die Volatilität von Kryptowährungen, die hohen Transaktionsgebühren und die langen Validierungszeiten, dass sie zum gängigen Zahlungsmittel werden.

Händler und Investoren werden sich des Potenzials von Kryptowährungen immer mehr bewusst, insbesondere angesichts ihrer wachsenden Marktkapitalisierung von inzwischen mehreren Billionen. Marion Laboure, Analystin und leitende Ökonomin bei der Deutschen Bank, veröffentlichte kürzlich ein Interview, das sich mit digitalen Währungen und ihrem Potenzial, die Zukunft des globalen Zahlungsverkehrs zu gestalten, befasst.
Bitcoin und Ethereum werden bereits heute im B2B-Bereich als Zahlungsmittel eingesetzt. Sie sind jedoch aufgrund der langen Transaktionszeiten, der hohen Transaktionsgebühren und der hohen Volatilität nicht weit verbreitet, so Laboure. Bei Bitcoin dauert es beispielsweise 10 Minuten, um eine Transaktion zu validieren, und es fallen 20 Dollar Transaktionsgebühren an. Außerdem ist niemand verpflichtet, digitale Währungen als Zahlungsmittel zu akzeptieren, da sie nicht von der Regierung gedeckt sind.
Kryptowährungen und die Zukunft der Finanzen
Nichtsdestotrotz ist die Wirtschaftswissenschaftlerin der Ansicht, dass Bitcoin das Potenzial hat, das digitale Gold des 21. Jahrhunderts zu werden. Der hohe Wert und der begrenzte Bestand der Kryptowährung machen sie zu einer beliebten Absicherung gegen Inflation – eine Einschätzung, die von JPMorgan geteilt wird.
Dennoch wird Bitcoin aus drei Gründen auch in Zukunft unbeständig sein. Ungefähr 66% der Bitcoins werden für spekulative Investitionen verwendet. Außerdem wird das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage von Bitcoin nicht durch gelegentliche große Käufe und Marktschließungen beeinflusst, da er nur begrenzt handelbar ist. Der Bitcoin-Kurs wird auch weitgehend von der Stimmung und der Einstellung der Anleger und Krypto-Influencer beeinflusst.
Auf der anderen Seite sieht die Wirtschaftswissenschaftlerin Ethereum als digitales Silber an, da es in großem Umfang auf DeFi- und NFT-Plattformen verwendet wird. Doch andere Kryptowährungen wie Polkadot, Solana, Binance oder Cardano könnten Ethereum den Rang ablaufen.
Das Fehlen einer Regulierung ist jedoch ein großer Nachteil aller digitalen Währungen, so Laboure. Dies schreckt viele Investoren ab, auch wenn der Einstieg in Kryptowährungen profitabel erscheint. Die Analysten der Deutschen Bank gehen davon aus, dass viele Länder bis 2022 einen starken regulatorischen Rahmen für Kryptowährungen geschaffen haben werden.
Darüber hinaus gibt Laboure zu bedenken, dass der massive CO2-Ausstoß, der durch das Krypto-Mining verursacht wird, schon zu großen Umweltproblemen geführt hat. Die neuesten technologischen Entwicklungen, die auf ein umweltfreundliches Mining abzielen, seien jedoch vielversprechend, fügt sie hinzu.
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Die Kehrseite der Medaille
Schließlich ist Laboure zuversichtlich, dass Kryptowährungen, digitale Zentralbankwährungen (CBDCs) und Bargeld nebeneinander existieren werden, ohne dass eins das andere verdrängen würde. In den letzten drei Jahren haben Regierungen die Einführung digitaler Zahlungsysteme vorangetrieben. In letzter Zeit haben Länder wie Katar und El Salvador Wege gefunden, um digitale Währungen für lokale und internationale Überweisungen zu nutzen.
Die Zahl der Menschen, die mit Bargeld umgehen, ist aufgrund der Pandemie bereits zurückgegangen. Indien ist dabei, einen Regulierungsrahmen für Kryptowährungen durchzusetzen. Das Land plant außerdem, wie sein Nachbarland Bhutan, in Kürze ein Pilotprojekt für seine eigene digitale Zentralbankwährung zu starten.